Greisverkehr
Ein Bild und seine Geschichte

Ein Bild und seine Geschichte

Walburga "Dschännis" Gegenfurtner

Hendrix und Joplin

Walburga Gegenfurtner aus Piding war eine heimatverbundene junge Frau. Als vierte Stimme im Pidinger Dreigesang war sie mehr der Volksmusik zugetan als dem neumodischen Rock. Allerdings sorgte eine auffällige Ähnlichkeit mit einer amerikanischen Rocksängerin dafür, dass Pidinger Jugendliche ihr immer wieder „Hey Dschännis“ hinterherriefen, was Walburga aber nicht einordnen konnte und für eine unanständige Flegelei hielt.

Der Zufall wollte es, dass Mitte der 60er Jahre zwei Rockmusiker in Bad Reichenhall weilten um einen dort beheimateten Buben im ordentlichen Spielen einer Rockgitarre und Gesang anzuleiten. Vergebens, wie sich später herausstellte. Jimi Hendrix und besagte Janis Joplin aber genossen die Zeit in Bayern. In der Reichenhaller Wirtschaft „Zum salzigen Ochsen“, in der Walburga als Aushilfskellnerin arbeitete, kam es zum Aufeinandertreffen  mit den Rockmusikern und Walburga verstand endlich, was die Burschen immer mit „Dschännis“ gemeint hatten. Die echte Janis war begeistert von Walburgas Leopardenfellkleid und bestand darauf, zusammen mit Jimi ein Foto zu machen. Walburgas damaliger Freund Robert, den alle wegen seiner Frisur nur „Meckie“ nannten, hat das Bild aufgenommen. Ihm zu Ehren hat Janis Joplin dann das Lied „Me and Bobbie Meckie“ geschrieben.

Wie es mit Jimi und Janis zu Ende ging weiß heute jedes Kind. Walburga Gegenfurtner (nomen est omen) aber lebt noch immer in Piding und tritt gelegentlich in ihrem Leopardenfellkleid mit dem Kozmic Dreigsang in der Region auf.

(Made with a little help of Stable Diffusion)

Holger S. aka Falaf L.

Die ZEIT

Ein erschütterndes Zeitdokument ist einem unbekannten Photographen mit dieser Aufnahme gelungen. In den Betonwüsten moderner Großstädte wächst eine Jugend heran, die sich frustriert und gelangweilt längst aus einer Gesellschaft verabschiedet hat, die ihr nicht genügend Zeit schenkt. Das Photo zeigt Holger S., einen jungen Mann aus gutbürgerlichem Haus, der sich in der Szene Falaf L. nennt, in der tristen Vorstadt Bogenhausen beim Versuch, die Zeit totzuschlagen. Bei der Vernehmung durch Hauptkommissar Justin Theim rechtfertigte sich Holger damit, es sei seine Zeit und er hätte sie ja schließlich nicht gestohlen. Außerdem sei sie reif gewesen. 

Hauptkommissar Theim beobachtet die Szene mit Sorge. Immer wieder kommt es zu Verletzungen, weil sich Jugendliche die Zeit um die Ohren schlagen. Manche Jugendliche hatten Glück und haben Zeit gewonnen, die sie jetzt natürlich nicht verlieren wollen. Andere vertreiben und schinden sie.

Holger ist noch mal glimpflich davongekommen. Wegen versuchten Totschlags darf er seine Zeit jetzt absitzen.

(Made with a little help of DALL-E)

The Kennedy Brothers

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Eine historische und lange verschollene Aufnahme. Bevor John F. Kennedy am 23. Juni 1963 vor dem Schöneberger Rathaus seine berühmte Rede hielt, hatte er Zeit durch Berlin zu streifen und sich seiner Leidenschaft zu widmen: dem Spiel auf der Gitarre, das er so perfekt beherrschte. Im Schlepptau sein bis heute verheimlichter Zwillingsbruder Frank J. Kennedy. Lange vor dem Engagement in der Politik bemühten sich die einflussreichsten amerikanischen Plattenbosse darum, die The Kennedy Brothers unter Vertrag zu nehmen. Doch die Verlockungen der Macht waren für John zu groß und er wurde Präsident, während sein Zwillingsbruder unter dem Pseudonym Frank Grappa durch die Lande tingelte. Dennoch war die Zeit ihres gemeinsamen Musizieren stilbildend für Duos wie die Everly Brothers, Simon & Garfunkel oder Tom & Jerry.

Am 22. Juni 1963 aber geschah das Unvorstellbare: die Brüder traten zusammen vor dem Brandenburger Tor auf. Sie wollten ein Zeichen setzen - ihre Wiedervereinigung sollte ein Vorbild sein für alle Wiedervereinigungen auf der ganzen Welt, insbesondere der von Deutschland. Extra für dieses Ereignis wurde für ein paar Stunden die Mauer abgebaut und aus dem Brandenburger Tor vorübergehend zwei Säulen entfernt um Platz für die erwarteten Massen zu schaffen. Die Kennedy Brothers spielten ihre größten Hits, von „Buy Buy Love“ bis „Sounds of Violence“ oder „The Mason“. Ein Hauch von Reunion schwebte über dem Pariser Platz.

Aber der Frieden sollte nicht lange dauern. Im Rausch ihres gemeinsamen Auftritts hatten die Brüder vereinbart, dass John bei seiner Rede die Symbolkraft ihrer Wiedervereinigung nutzen und den bedeutungsvollen Satz „Wir sind ein Berliner“ sagen sollte. Aber John war längst mehr Präsident als Pop-Musiker und sein Ego war größer als seine Leidenschaft. Als er vor dem Rathaus dann den Satz sagte, der ihn bei uns so populär machte - „Ick bin ein Börlina“ - verließ Frank den Ort des Geschehens und die Wiedervereinigung war für die Kennedys ein für allemal Geschichte. Ihre Strahlkraft verblasste und Deutschland musste noch 27 Jahre warten bis es zu so etwas Ähnlichem wie einer Wiedervereinigung kommen konnte.

John F. Kennedy wurde nur wenige Monate später ermordet. Um dieses Attentat gibt es unzählige Gerüchte, Legenden und Verschwörungserzählungen. Am hartnäckigsten hält sich bis heute das Gerücht, dass es eigentlich Frank J. war, der an diesem Tag in Dallas in diesem Auto saß, während John F. bei Marilyn Monroe weilte, die ihren Tod im Jahr zuvor auch nur vorgetäuscht hatte. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Auch da soll es Photos geben.

(Made with a little help of Stable Diffusion)

Der erste Mensch auf dem Mond

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Auch mehr als 50 Jahre danach kennt heute noch jedes Kind seinen Namen: Louis Armstrong, der erste Mensch, der seinen Fuß auf den Boden des Mondes gesetzt hat. Die Szene hat sich in das kollektive Gedächtnis der Menschheit eingebrannt: die Mondlandefähre Vulture setzt im Juli 1969 auf der Mondoberfläche auf, die Luke öffnet sich, Armstrong tritt heraus und betritt den treuesten Begleiter von Mutter Erde. Unvergessen sein Satz: „Der Mensch macht einen kleinen Schritt, aber die Menschheit hat einen riesigen Sprung.“ Gleich darauf greift er zu seiner berühmten Trompete und spielt noch einmal sein bekanntes Lied „What a wonderful moon“. Diese Szene hat sein Sohn Neil, der in der Vulture zurückbleiben musste, für immer festgehalten. Das ikonische Bild liegt heute, gut geschützt vor Kartoffelbrei, Tomatensuppe und den allzuneugierigen Blicken des Volkes, in einem Tresor im Keller des Weißen Hauses.

Louis Armstrong war durch diese außergewöhnliche Pionierleistung zur Legende geworden. Aber wieso war gerade er auserwählt worden, der erste Mensch auf dem Mond zu werden? In den 60er-Jahren befanden sich die USA in einem Wettlauf um die spektakulärsten Auftritte im All mit der UdSSR. Mit der Landung von Menschen auf dem Mond sollte ein Versprechen von Präsident Kennedy eingelöst werden. Allerdings verschlang zur selben Zeit der Krieg in Vietnam so gut wie alle Ressourcen, die für eine Mondlandung nötig gewesen wären. Für die Sauerstoffversorgung auf dem Mond war einfach kein Geld mehr da. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass ein Headhunter der NASA beim Besuch eines Etablissements in New Orleans auf Louis Armstrong traf, der ein halbstündiges Trompetensolo performte ohne auch nur einmal Luft zu holen. Eine folgende Untersuchung im Medical Center der NASA ergab, dass Armstrong durch jahrzehntelanges Trompetenspiel seine Lungen soweit trainiert hatte, dass er auch einen mehrtägigen Aufenthalt auf der sauerstofflosen Mondoberfläche schadlos überstehen könnte. Armstrong nahm das folgende Angebot begeistert an, hatte er doch schon vor Jahren sein berühmtes Lied „Fly me to the moon“ veröffentlicht. Ein Held war geboren.

Zu gerne hätte Armstrong noch einmal „seinen“ Mond besucht. Dafür trainierte er hart mit ausgiebigem Trompetenspiel und versuchte sich sogar als Radrennfahrer. Aber er überlebte das größte Abenteuer seines Lebens nur um zwei Jahre. 1971 starb er im Alter von 69 (!) in New York

Fun Fact am Rande: dem weißen Amerika war es schon immer ein Dorn im Auge, dass es ein schwarzer Mann gewesen sein soll, der als erster menschliches Leben auf den Mond gebracht hat. Die offizielle Geschichtsschreibung hat deshalb immer den geheimen Sohn von Louis als ersten Mann im Mond gezeigt. Neil Armstrong war es gelungen, sich durch Whitefacing den Amerikanern als weißer Mann anzudienen. Nur noch das im Keller des Weißen Hauses lagernde Bild von Louis konnte beweisen, dass er der wahre Held der Geschichte war. Jahrzehntelang gab es in extremistischen konservativen Kreisen Pläne, den Beweis zu vernichten. Am Dreikönigstag 2021 war es soweit. Eine Horde zu allem bereiter Extremisten, angeführt von einer geheimen Kampfeinheit der Konservativen (die SillyCons) machte sich auf den Weg ins Weiße Haus, um ihren gerade gestürzten Führer zu befreien und zugleich das verräterische Bild zu vernichten. Doch die SillyCons machten ihrem Namen alle Ehre: aufgrund ihrer Orientierungslosigkeit und Geschichtsvergessenheit verwechselten sie die Zielobjektkte und stürmten statt des Weißen Hauses das Kapitol. Da sie dort weder den Führer noch das Bild vorfanden, mussten sie unverrichteter Dinge wieder abziehen und irren noch heute ziellos durchs Land. Das geheime Bild über den ersten Mann auf dem Mond liegt aber noch immer unbeschadet im Tresor und wartet darauf, eines Tages der Weltöffentlichkeit die Wahrheit über die erste Mondlandung eines Menschen zu erzählen.

 

(Made with a little help of Midjourney)